Kinderatelier

Projekt: Meine Stadt - Unsere Stadt

"Meine Stadt - Unsere Stadt"
Seit Anfang des Schuljahres 2015/2016 führt der Kunstverein ars avanti e. V. das Projekt
"Meine Stadt - Unsere Stadt" in der Oberschule am Adler durch.
Hierbei geht es vorrangig um die Erkundung der unmittelbaren Umgebung der Schule, um deren Geschichte, deren heutige Situation und damit verbundene Probleme wie städtebauliche Defizite und Umweltverschmutzung aber auch um positive Aspekte der Stadtentwicklung. Rundgänge, Buchvorstellungen und kreative Arbeiten zum Thema stehen auf dem Plan. Davon gibt es hier erste Resultate zu sehen:



Ganz unverkennbar stand für diese Arbeiten ein Titan um die Ecke Pate. Denn kein geringerer als Atlas trägt seit rund 100 Jahren vor dem Eingang der einstigen Firma Fritz Schulz jun. AG die Erdkugel. Danach wurden schließlich auch die Globuswerke benannt. Heute für zukünftige Bewohner dieses Areals wieder frisch herausgeputzt, wurde er von Kindern und Jugendlichen der Adler-OS unter die Lupe genommen:



Doch warum ist seit Neuestem Atlas in der Mitte durchgeschnitten und dessen Bein kaputt?


Vielleicht kriegen wir das noch raus ... Aber was wird eigentlich mit der Titanentorte im Hintergrund der kleinen Gipsatlanten gefeiert?
Na ganz klar: 1001 Jahre Leipziger Ersterwähnung ;o)

Und wer weiß, wo sich sogar zwei Atlanten in Leipzig an der Erdkugel abrackern, schreibe bitte einen Kommentar !

Und schwups sind drei der kleinen Atlanten bunt geworden:


und der sieht weiß auch ganz gut aus:


Auf der Suche nach anderen Plastiken oder Skulpturen mussten wir schmerzlich feststellen, dass der Brunnen von Bruno Kubas am Gießerplatz nicht mehr existiert. Er war völlig zerstört und musste zurückgebaut werden :o(

Foto: Annelies Tienelt

Dafür haben wir noch etwas entdeckt, es ist der Sockel eines Denkmals für die Gefallenen im Deutsch-Französischen Krieg. (Siehe: IG Buch Kleinzschocher, 2007, S. 40) Das werden wir uns demnächst genauer anschauen …


 … und haben zunächst eine alte Postkarte gefunden:

Foto: Max Petermann (Ausschnitt)

Hier stand das Denkmal noch auf dem alten Kirchplatz. Es musste dem Neubau der Taborkirche und der neugestalteten Umgebung weichen und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem heutigen Platz zwischen Klara- und Windorferstraße wieder aufgestellt. Während das Kreuz schon Ende der 1940er Jahre verschwand, wurde die Kugel als angebliche Klettergefahr für Kinder in den 1950er Jahren entfernt. Wie sicher die Kugel aber tatsächlich stand, sehen wir hier:


Eine 3 cm starke Vertiefung von rund 15 cm Kantenlänge machte also ein Herunterkullern so gut wie unmöglich.
Wie das Denkmal mit Aufsatz mal ausgesehen und was heute darauf Platz haben könnte, zeigen die folgenden Zeichnungen der GTA-TeilnehmerInnen:


Ob aber tatsächlich der goldene Adler seinen Horst auf dem Denkmalsockel errichten wird oder vielleicht etwas ganz anderes entsteht, werden wir sehen …
Erste Entwürfe gibt es jedenfalls schon ;o)





oder einfach Mut zur Leere:

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Wir danken dem Verein Leselust für die Möglichkeit, mit Kindern der Kita Multimedia das großartige Buch "Die große Wörterfabrik" von Agnès de Lestrade und Valeria Docampo kennengelernt zu haben.  Und das auch noch in einem alten Heizkraftwerk was heute das Kunstkraftwerk ist. Denn es lässt unheimlich viel Raum für Phantasie und regt die eigene Gedankenwelt an. Hier z. B. die Wünsche der Kinder für Marie zum Geburtstag in Wort und Bild:


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Mit diesen selbstgemalten Ostereiern und der Raupe Nimmersatt von Kindern aus Syrien und dem Irak wünschen wir frohe Ostern und bunte Ferien ! - Leider viel zu kurz und nun schon wieder Geschichte …

Rückblick: 2015

Adler in Bewegung - Ein Gemeinschaftsprojekt mit der Oberschule am Adler, der IG Buch Kleinzschocher und dem Quartiersladen Leipziger Westen

Im Rahmen der Projektwoche wurde das Projekt „Adler In Bewegung“ mit Schülerinnen und Schülern der Oberschule am Adler durchgeführt.
Zunächst ging es darum, die Straßenkreuzung „Adler“ samt Brache und Umgebungsbebauung anzuschauen und zu dokumentieren, von Frau Tienelt zu erfahren, was wo einmal existierte und sich Gedanken zu machen, was einmal dort entstehen könnte. Dabei sind auch Probleme der Verkehrssituation und Vermüllung bewusst geworden.
Am nächsten Tag besuchte ein Teil der Gruppe das Stadtarchiv, lernte dort Recherchemöglichkeiten kennen und bekam interessante Einblicke in die Vergangenheit des „Adlers“ und seiner Umgebung. Hierbei wurden historische Ansichten und Pläne entdeckt und die Frage geklärt, wie der Platz zu seinem Namen kam.
Unterdessen sammelte die andere Gruppe zunächst Ideen und Wünsche, welche sie mit einer Platzgestaltung verband und brachte diese zu Papier. An den folgenden Tagen wurden die Ideen und Vorstellung in verschiedenen Modellen festgehalten und in der Bibliothek der Oberschule am Adler präsentiert. Davon gelangten fünf Modelle auf die Tafel, welche vor der Schule gut sichtbar angebracht wurde.






Die Tafel wurde im Beisein der beteiligten Schüler/innen, Lehrer/innen, der Direktorin, der Leitung des Schulamtes und interessierter Bürger feierlich enthüllt.



Unser Anliegen, dass sich nun die Bürger angesprochen fühlen sollen, selbst Ideen und Vorschläge einzureichen, unterstützte wiederum die LVZ mit zwei Veröffentlichungen.
Seitdem sind schon etliche Vorschläge und viel Lob für diese Aktion bei uns eingegangen, welche ab Mitte Juni in einer Ausstellung zusammen mit allen Projektergebnissen der Schüler/innen im Stadtteilladen Leipziger Westen zur weiteren Diskussion präsentiert wurden.

Zwischenzeitlich wanderten zwei Adler-Modelle auf die Jugendkunstpreisausstellung ins Theater der Jugend Welt.



Dann hat uns die Georg-Mauer-Bibliothek angeboten, trotz jahrelanger Ausbuchung bis zu ihrer Schließung Ende Januar 2016 die Ergebnisse dieses Projektes in ihrem Foyer auszustellen.



Nächstfolgende Berichterstattungen sind auf dem Wege, damit dieses einstige Zentrum Kleinzschochers aus sozialer wie stadtgestalterischer Perspektive wieder Beachtung findet und mit Einbeziehung der Anwohner und Nutzer der weiteren Verwahrlosung entgegengewirkt wird.
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Wir danken herzlich Otto Herz für seine Friedensschilder in der Alten Handelsschule:


Rückblick: 2014

Im dritten Teil des Gesamt-Projektes „Geschichte ans Licht“ begaben sich die Kinder der nun bezeichneten Anna-Magdalena-Bach-Grundschule unter dem Motto: „Vom Bach zum Meer – Wasser in Leipzig“ erneut auf Spurensuche. Diesmal war der noch teilweise verdeckte Pleißemühlgraben in unmittelbarer Nähe der Schule Ausgangspunkt unseres Vorhabens.
Als ausgewiesene Spezialistin der Geschichte dieses und anderer Gewässer in Leipzig führte uns am ersten Tag Frau Trzaskowski vom Neue Ufer e. V. an den früheren Standort der Nonnenmühle, in der zum Ende des 19. Jahrhunderts sogar gebadet wurde. Heute erinnert an die Mühle wie an die ehemals benachbarte Wasserkunst ein rotes Schaufelrad im offengelegten Pleißemühlgraben vor dem Reichsgerichtsgebäude. Ok, rot war es nur noch an einigen Stellen, haupt- sächlich Algen sorgen für grüne bis bräunliche Verfärbungen. Auch das Wasser sieht eher kaffeebraun als blau aus, was wiederum durch Ausschwemmungen der ehemaligen Tagebaue verursacht wird, wie uns Frau Trzaskowski erklärte. Eine Wasserprobe aber zeigte, dass das Wasser im Reagenzglas doch ganz sauber aussieht.

Wasserprobe aus dem Pleißemühlgraben

Wasserflöhe oder andere Tierchen fanden wir darin aber leider nicht. Nichtsdestotrotz fingen die Kinder sogleich an, alles Gehörte und Gesehene in kleine Skizzenbücher zu bannen, um eventuell später darauf zurückgreifen zu können. Bei strahlendem Sonnenschein ging es zurück über den noch verdeckten Pleißemühlgraben, bis dieser wieder in Höhe der Rudolphstraße zum Vorschein kommt. Hier gab es spannende Geschichten zum ehemaligen Sophienbad, dem ersten ganzjährig beheizbaren Hallenbad Leipzigs und zu dem als Vogelkäfig bezeichneten Petersbrunnen, wo sich die Leipziger bis vor mehr als 80 Jahren in Badewannen säubern konnten. Private Badewannen besaßen bis dato nämlich nur die wenigsten.

Sophienbad, aus: Prignitz, Horst: Wasserkur und Badelust 


Petersbrunnen, Foto: Hermann Walter, um 1910
Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Warum aber überhaupt der Pleißemühlgraben verrohrt und überbaut wurde und jetzt mühevoll wieder ans Licht geholt werden muss, verriet uns ebenfalls Frau Trzaskowski. Denn als Industrieabwässer der Braunkohleverarbeitung den Fluss verdreckten, stank dieser geradezu zum Himmel. Anstatt aber das Abwasser zu reinigen, verbannte man die Pleiße lieber unter die Erde. Geholfen gegen Gestank hatte es nicht viel, doch blieb Bewohnern und Gästen der Stadt zumindest der Anblick des verseuchten Wassers erspart. Diese und andere Umweltsünden waren also ebenfalls Thema unserer kleinen Exkursion.
Am Schulhof angekommen, ging es sogleich an die ersten Vorbereitungen zur Herstellung von riesigen „Wasserspuren“. Hierzu mussten große Betonschalungen in Fußform eingefettet, mit Quarzsand ausgestreut und darin Glasnuggets mit der „schönen Seite“ nach unten eingelegt werden, um am Folgetag alle sechs Schalungen mit Mörtel und Beton auszugießen.
Wie schwer selbst fertiger Beton zu verarbeiten ist, spürten alle am Projekt beteiligten Kinder. Erst nach langem, kräftigem Rühren konnten schließlich alle Füße ausgegossen werden. Der Interpretation dieser Mosaik-Füße waren keine Grenzen gesetzt. Ob als Abdrücke von Neptun oder einem Yeti, Fakt ist, dass sich an der Stelle des Schulgeländes vor 200 Jahren eine Wiese befand, welche als Flussaue häufig überschwemmt war. Daran sollten die Fuß-Spuren nun erinnern.




Herstellung der "Wasserspuren"

Und wer nach dem Gießen noch nicht genug zum Thema Wasser hatte, der konnte sich an einer selbst gebastelten Glasharfe versuchen, welche eigentlich aus nichts anderem besteht, als aus unterschiedlich mit Wasser gefüllten Wein- oder Sektgläsern. Ein vom Klang und Spielart sehr ähnliches Instrument konnten sich einige Kinder sogar noch am späten Abend zwischen den Einsätzen der Oper „Frau ohne Schatten“ zu Gemüte führen. Ins Foyer der Leipziger Oper rollte direkt aus dem Orchestergraben ganz selbstverständlich Herr Marguerre sein Verrophon zu uns – ein vor 30 Jahren erfundenes Instrument aus unterschiedlich langen Glasröhren. Doch zeigte und bespielte er nicht nur das recht außergewöhnliche Instrument, sondern ließ auch die Kinder und alle begleitende Erwachsene sich darauf ausprobieren. Auf besonderem Wunsch hin spielte er sogar die neue Schul-Hymne mehrstimmig auf seinem Verrophon – ein Klang, den man nicht alle Tage zu hören bekommt.


"Wassermusik" auf Gläsern

Am nächsten Tag experimentierten die Kinder hauptsächlich mit Aquarellfarben. Fantastisch, welche Strukturen die Farbe auf Wasser getränktem Papier hinterließ. Wie unterschiedlich die Farbe des dargestellten Wassers sein kann, wurde hierbei besonders deutlich. Aber auch merkwürdige Wesen bevölkerten die Aquarelle, welche insbesondere Bezug auf das Thema „Nachtmeerfahrt“ der Plastizierwerkstatt unter der Leitung von Andrea Seppi nahmen.
Diese Unterwasserweltengeschöpfe wurden am letzten Projekttag noch vervollkommnet, glasiert oder ergänzt.


Malen mit Wasser


Formen mit Wasser: "Nachtmehrfahrt" u. Leitung v. A. Seppi

Eine andere Gruppe machte sich an die Gestaltung des Würfelspiels „Von Leipzig nach Hamburg“. Nun wurde auch manchem die doppelte Bedeutung des Titels „Vom Bach zum Meer“ deutlich. Ausgehend von der Wasserstrecke, die Leipziger Vereine schon per Kanu absolvierten, ging es darum, besondere Ortschaften entlang des Wasserverlaufs herauszufinden und entsprechende Aktionen für das Spiel zu erfinden. Während beispielsweise mit Bezug auf die Wassermusik Händels, der bekanntlich in Halle geboren wurde, der Spieler auf dem Halle-Feld eine eigene kleine Wassermusik mit der Glasharfe erklingen lassen sollte, hat der Spieler auf dem Bernburg-Feld zu zeigen, wie ein richtiger Bär brüllen kann. Seit rund 150 Jahren gibt es hier nämlich einen Bärenzwinger am Fuße des Schlosses. Doch ganz gemein wird es auf der Abkürzung über den Mittellandkanal, wenn man auf das Feld von Wolfsburg kommt. Aber um mehr zu erfahren, sollte man das Spiel schon selber ausprobieren.

Herstellung des Spiels auf wasserfestem Untergrund

Das taten wir dann ausgiebig zum Sommerfest. Bei großer Hitze wurden die Wasserbomben als Spielfiguren schnell zum Objekt der Begierde. Auch die Preise der Schule und des Wasser-Stadt-Leipzig e. V. zogen die Kinder magisch an. Doch zuerst musste gespielt werden, was den einen oder anderen einiges an Geschick und Mut abverlangte. Offensichtlich hat es aber den Kindern großen Spaß gemacht. Eine Präsentation aller in der Projektwoche geschaffenen Werke, einschließlich der im Boden eingelassenen Mosaikfüße als „Wasserspuren“ rundeten das Projekt zum Sommerfest ab. Einzig zur Gestaltung einer eigenen Bademode blieb lediglich im genannten Würfelspiel 30 Sekunden Zeit.
Angesichts all dieser "Wasserkunst" zum Sehen, Hören und Spielen machte das Projekt einmal mehr deutlich, dass Geschichte keineswegs eine trockene Angelegenheit sein muss :o)

Spielen mit "Wasserbomben", Würfelspiel:
"Von Leipzig nach Hamburg = Vom Bach zum Meer"

An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an die Künstlerin Andrea Seppi, Frau Trzaskowski vom Neue Ufer e. V, der Wasser-Stadt-Leipzig e. V. für die heiß begehrten Preise und dem Musiker Philipp Alexander Marguerre für seine Begegnung mit uns am Verrophon !


WUSSTEST DU, DASS ...
-sich durch Leipzig 5 Flüsse schlängeln: die Pleiße, die Elster, die Luppe, die Parthe und die Nahle, alle Flüsse im Stadtgebiet zusammen 200 Kilometer lang sind,
-man bis vor rund 80 Jahren in den Flüssen badete,
-vor 300 Jahren August der Starke (Kurfürst von Sachsen) zu seinem 44. Geburtstag erstmals das venezianische Fischerstechen nach Leipzig holte und dieser Brauch bis 1938 jährlich mit einem Volksfest gefeiert wurde,
-Leipzig wegen seiner vielen Flüsse auch als „Klein Venedig“ bezeichnet wurde,
-Leipzig heute mit 457 Brücken mehr als Venedig besitzt,
-unweit der A. M. B. - Schule Leipzigs erstes beheizbares Hallenschwimmbad stand - das Sophienbad,
-eine Ecke weiter das Badehaus „Petersbrunnen“ mit Wannen- und Dampfbädern war, das wegen seiner achteckigen Bauweise auch als Vogelkäfig bezeichnet wurde,
-das Männerbecken des Schreberbades einst 95 m lang war,
-in Leipzig als Stadt der Mode vor rund 150 Jahren schicke Strohhüte gegen Sonnenbrand und Hitzeklaps hergestellt wurden,
-jeder Einwohner Leipzigs durchschnittlich pro Tag 86 Liter verbraucht (36 Liter weniger als im Bundesdurchschnitt),
-man mit dem Paddelboot nach Hamburg 471,02 km fahren muss ?

Projekt: Live-Theater selbst gemacht 
im Rahmen des Freiraumfestivals am 13. 9. 2014

"Nein, jetzt gibt's noch kein Theaterspiel. Die Story, Bühne und Figuren müssen wir erst bauen", war die Antwort auf eine eintreffende Familie gleich zu Beginn des Tages. Material gab es genug, auch der Raum ließ sich leicht als Bühne und Zuschauerraum arrangieren. Doch die Ideen dazu mussten schon selbst erarbeitet werden und zwar zusammen mit Menschen, die man zuvor vielleicht noch nie gesehen hat. Der Weg war das Ziel, auch wenn zum Schluss ein wunderschönes Stück im Atelier und mit der Künstlerin Julianne Csapo entstanden ist. Um davon einen kleinen Einblick zu verschaffen, sind hier einige Bilder:









Wir danken den Organisatoren vom Freiraumfestival, allen TeilnehmerInnen und Gästen !